Stellungnahme der IDB zur aktuellen Studie des BMBWF – die unter dem Titel „Forschung zur Verbesserung der Situation an Schulen in Österreich“ verschickt wird
Die Initiative für ein diskriminierungsfreies Bildungswesen begrüßt ausdrücklich, dass endlich Forschungsgelder in die Hand genommen werden, um die Situation an österreichischen Schulen im Hinblick auf Konflikte zu analysieren, um in weiterer Folge die entsprechenden Maßnahmen einleiten zu können. Die Datenerhebung ist die 1. Forderung des 10-Punkte-Plans der IDB zur Etablierung eines diskriminierungsfreien Bildungswesens.
Umso enttäuschter sind wir, dass lediglich und ausschließlich Lehrpersonen befragt werden sollen und die SchülerInnen von der Befragung komplett ausgeschlossen werden. Um bestehende Konflikte besser verstehen und lösen zu können, ist es essentiell beide Seiten/ Parteien anzuhören bzw. alle SchulpartnerInnen miteinzubeziehen. Die überwiegende Mehrheit der Diskriminierungen im Bildungswesen geht von den LehrerInnen selbst aus und nur ein kleiner Prozentsatz wird von MitschülerInnen verübt. (siehe Daten aus Österreich und Deutschland).
Im Rahmen dieser Erhebung ist es möglich und wichtig, Daten zur Zusammensetzung der LehrerInnenschaft einzuholen, denn interreligiöse und interkulturelle Konflikte entstehen nachgewiesenermaßen am ehesten dort, wo sich SchülerInnen in der LehrerInnenschaft überhaupt nicht wiederfinden. Auch die Einstellung der Lehrpersonen zu anderen Kulturen, Sprachen und Religionen kann und sollte auf diesem Weg erhoben werden. Eine Studie, die ausgerechnet die Gruppe ausschließt, die am häufigsten Diskriminierungserfahrungen im Bildungsbereich erleben muss, nämlich die Schülerinnen und Schüler, und, die mit der bereits widerlegten Annahme arbeitet, dass es keinerlei Menschen- und Kinderrechtsverletzungen durch Lehrpersonen im Unterricht geben würde, ist dazu prädestiniert „gewünschte Ergebnisse“ zu liefern, aber nicht die Realität valide abzubilden.
Wir fordern daher die Verantwortlichen der beiden beauftragten Forschungsbüros think.difference und EDUCULT auf , oben genannte ‚Bias‘ aus dem Forschungsdesign zu entfernen, um nicht selbst die Verantwortung mittragen zu müssen, dass sich die Situation durch Verfestigung bestehender Vorurteile noch weiter verschlechtert und die Zahl der Diskriminierungsfälle noch weiter zunehmen wird. Geschieht dies nicht, ist diese Studie ein trauriges Negativbeispiel für strukturelle Diskriminierung im österreichischen Bildungssystem!
Der Vorstand der IDB – Initiative für ein diskriminierungsfreies Bildungswesen
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Wien, am 1.4.2019